Welche Bibelübersetzung ist eigentlich empfehlungswert

Frage und Antwort
Frage und Antwort

Bibelübersetzungen in deutscher Sprache gibt es wie Sand am Meer. Doch welche trifft die heutige deutsche Sprache am genauesten? Welche Bibelübersetzung ist verständlich, welche ist dem Grundtext am nächsten? Das sind schon 2 Fragen, die man an sich nicht unter einen Hut bringen kann. Denn absolute Nähe zum Grundtext und absolute Nähe zum heutigen Deutsch schließen sich eigentlich aus, da die Bibel nun einmal in anderen Sprachen abgefaßt wurde (Altes Testament : Hebräisch und Neues Testament : Griechisch)


Gibt es Kriterien, nach denen man seine Bibel aussuchen sollte?  Persönliche Vorlieben?

 

Als junger Christ war ich begeistert vom einfachen Zugang zur "Guten Nachricht" weil sie sprachlich sehr leicht verständlich ist und darum auch von jemand ohne große Bibelkenntnis schnell verstanden werden kann. Allerdings bemerkte ich relativ bald im Vergleich mit der Lutherbibel, daß Verständlichkeit alleine nicht viel nützt, wenn dabei die Genauigkeit auf der Strecke bleibt. Heute weiß ich: Es gibt größere inhaltliche Unterschiede zwischen den Bibeln, die näher am Grundtext sind und den Bibeln, die näher an der deutschen Sprache zu sein wollen (ob sie das auch schaffen, ist dann noch einmal ein anderes Thema). Also arbeitete ich einige Jahre mit der Thompson-Studienbibel (Luther 1984) bis ich dann mit der rev.Elberfelder in Kontakt kam. Ihre bekannte Treue zum Grundtext und eine Sprache, die mir sehr liegt, waren und sind für mich sehr wertvoll. Seit einiger Zeit verwende ich nun zum Lesen größerer Abschnitte (mit täglich ca. 4 Kapiteln kommt man in einem Jahr durch die Bibel) die Schlachter 2000. Diese Übersetzung hat die Besonderheit, daß sie aus dem Textus Receptus übersetzt ist, einem griech. Urtext, der über 400 Jahre hinweg von den Reformatoren bis hin zur Elberfelder Bibel verwendet worden ist. Sprachlich ist diese Übersetzung sehr angenehm zu lesen, wobei ich im Vergleich mit den anderen Übersetzungen nichts an Genauigkeit vermisse. Ich verwende allerdings auch weiterhin auch die Elberfelder Bibel und ab und zu die Luther Bibel (weil die Thompson Studienbibel mit ihrem Kettenverzeichnis zum Vorbereiten einer Predigt oder des Hauskreises besonders gut geeignet ist). Seit einiger Zeit, besonders auch in der Vorbereitung für Predigten oder Online-Andachten, kommen auch die revidierte (2006) und die überarbeitete (2003) Elberfelder zum Zuge. Doch mein absoluter Liebling unter den Übersetzungen ist die Schlachter 2000. Sie ist sehr genau und wie ich finde, sehr flüssig und gut zu lesen. Ideal wäre für mich eine Bibel mit dem Text der Schlachter 2000, dem Kettenverzeichnis der Thompson Studienbibel und mit den Worterklärungen (hebr. und der Konkordanz der Elberfelder Studienbibel.

 

Am Computer verwendete ich bisher meistens das Programm Bibletime (Linux-Bibelsoftware) mit den Modulen Schlachter 1951, Luther 1545, Luther 1912, und Elberfelder 1871 und 1905. Ähnliche Programme gibt es auch für Gnome und Windows. (Inzwischen bin ich hier umgestiegen. TheWord (http://theword.gr/) bietet ebenfalls die Schlachter 1951 und Luther 1912 und sehr viele Möglichkeiten der Recherche)


Zufällige Unterschiede? Durch eine Predigt von Karl-Herrmann Kauffmann  (Download bei Sermon-Online) wurde ich darauf aufmerksam gemacht, daß es zwischen den zwei Lagern der Bibelübersetzungen einen gewaltigen Unterschied gibt. Auf der einen Seite die Bibeln, die versuchen, dem Grundtext möglichst nahe zu kommen. Auf der anderen Seite die Übersetzungen, die den Anspruch erheben, möglichst leicht verständlich zu sein. Tatsächlich ist es so, daß eine Schlachter 2000, die sehr genau ist, es schafft, gleichzeitig auch sehr verständlich zu sein, was den einzigen Vorteil der sogenannten kommunikativen Übersetzungen zunichte macht.


Aber es gibt noch mehr Kritikpunkte : Karl-Herrmann Kauffmann weist darauf hin, daß in diesen neueren Übersetzungen völlig anders übersetzt wird. Das geht so weit, daß wichtige Lehren umdefiniert werden. Hier ein Beispiel:

 

Beispiel 1
1. Korinther 12, Vers 13 in den sogen. kommunikativen Übersetzungen :

 

Gute Nachricht Bibel "Denn wir alle, Juden wie Griechen, Menschen im Sklavenstand wie Freie, sind in der Taufe durch denselben Geist in den einen Leib, in Christus, eingegliedert und auch alle mit demselben Geist erfüllt worden."


Hoffnung für alle "Wir haben alle denselben Geist empfangen und gehören darum durch die Taufe zu dem einen Leib Christi, ganz gleich, ob wir nun Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie sind; alle sind wir mit demselben Geist erfüllt."


Einheitsübersetzung "Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt."


Neues Leben "Einige von uns sind Juden, andere Nichtjuden; einige sind Sklaven, andere frei. Aber wir haben alle denselben Geist empfangen und gehören durch die Taufe zum Leib Christi"


Beispiel 2

Zum Vergleich dazu nun 1.Kor.12,13 in den anderen Übersetzungen:


Schlachter 1905 "Denn wir wurden alle in einem Geist zu einem Leibe getauft, seien wir Juden oder Griechen, Knechte oder Freie, und wurden alle mit einem Geist getränkt."


Schlachter 2000 "Denn wir sind ja alle durch einen Geist in einen Leib hinein getauft worden, ob wir Juden sind oder Griechen, Knechte oder Freie, und wir sind alle getränkt worden zu einem Geist."


Luther 1912 "Denn wir sind durch einen Geist alle zu einem Leibe getauft, wir seien Juden oder Griechen, Knechte oder Freie, und sind alle zu einem Geist 
getränkt"


Luther 1984 "Denn wir sind durch "einen" Geist alle zu "einem" Leib getauft, wir seien Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, und sind alle mit "einem" Geist getränkt."


Revidierte Elberfelder "Denn in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen , es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt worden."


überarbeitete Elberfelder "Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt worden"


Elberfelder 1874 "Denn auch in einem Geiste sind wir alle zu einem Leibe getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geiste getränkt worden."


NeÜ (bibeltreue kommunikative Übersetzung) "Denn wir alle sind durch den einen Geist in einen einzigen Leib eingegliedert und mit dem einen Geist getränkt worden: Juden und Nichtjuden, Sklaven und freie Bürger."


Man sieht recht deutlich die Unterschiede: Im Beispiel 1 ein magisches Verständnis von der Wasserbesprengung und im Beispiel 2 das Bekenntnis, daß alle, die durch den Geist getauft sind, zu einem Leib gehören - das ist die biblische Botschaft. Wer nun völlig unbefangen einfach so diesen Vers liest, der muß zu dem Schluß kommen, daß die Bibel lehren würde, daß wir durch die Taufe zum Leib Christi gehören, daß man in der Taufe den Heiligen Geist bekommt. Gemeint ist natürlich die Wassertaufe und so wird es ja dann auch verstanden. Das Dumme ist nur, daß diese Übersetzung nicht zum Rest der Bibel passt. Ich kann zwar kein Griechisch und damit nicht aus dem Urtext übersetzen, aber ich kann solch eine Aussage mit anderen Aussagen der Bibel vergleichen. Das kann jeder.  Nirgendwo in der Bibel steht, daß man nur durch ein äußeres Ritual (eine Besprengung mit Wasser z.B) gerettet wird, zum Leib Christi dazu gehört oder den Heiligen Geist bekommt. Alles das geschieht, wenn wir bei unserer Bekehrung mit dem Heiligen Geist getauft werden. Das wird aber so falsch und unklar formuliert, daß man denken muß, die Wassertaufe wäre das Entscheidende und nicht die Bekehrung/Wiedergeburt.

 
Eine Übersetzung, die nicht genau übersetzt, sollte nicht benutzt werden. Ich halte auch nichts davon, wie manchmal empfohlen wird, daß man zum großflächigen Lesen (mehrere Kapitel an einem Tag) eine "etwas freiere" Übersetzung nehmen solle und zum genauen Studieren eine andere. Ich denke, daß verwirrt doch nur. Und was bringt mir das, wenn ich beim schnellen Lesen an einer Stelle hängenbleibe, die mich interessiert und werde dann durch die unklare Übersetzung dazu gebracht, falsche Dinge zu glauben (die in Wirklichkeit nicht Gottes Wort sind)


Meine persönliche Empfehlung : Eine gut lesbare, aber zuverlässige Bibel (Schlachter 2000, Luther 1984, Rev.Elberfelder Bibel) für alles nehmen. Zum Durchlesen der Bibel genauso wie für das genaue Studium einzelner Texte und Stellen. Und sinnvoll ist es auf jeden Fall, noch eine zweite gute Übersetzung hinzuzuziehen, falls eine Stelle nicht ganz klar ist (z.B. Luther 1912, Schlachter 1905, überarbeitete oder unrevidierte Elberfelder). Natürlich nicht Luther 1912 und Luther 1984 kombinieren, sondern zum Beispiel Schlachter 2000 als Hauptbibel und überarbeitete Elberfelder als Zweitbibel. Es gibt so viele Bibelübersetzungen, die zuverlässig sind und bei guter Lesbarkeit den Bibeltext inhaltlich richtig wiedergeben und damit wirklich keinen echten Grund, sich mit weniger zuverlässigen abzugeben.


Quelle: Bibelportal.de, mit freundlicher Genehmigung

Vielen Dank von Jochen Kürschner, das Glaubensportal lebendiger Christen